05. Juni 2024
Umweltminister äußert sich
Oliver Krischer: "Ich habe mit Bedauern festgestellt, dass teilweise Unwahrheiten in Umlauf gebracht werden ."
NRW-Umweltminister Oliver Krischer bezieht klar Stellung für einen Nationalpark Egge und nennt Unwahrheiten beim Namen. Er reagiert damit auf einen Offenen Brief, in dem sich Bürger aus der Region an Repräsentanten der beiden Kreise Höxter und Paderborn sowie der Landes- und Bundesregierung gewandt hatten. Darin hatten sie ihre Sorge über Fairness-Defizite und verbreitete Unwahrheiten gegen den geplanten Nationalpark Egge zum Ausdruck gebracht.
In seiner Antwort bedankte sich der Minister zunächst für den Offenen Brief und das Engagement für einen Nationalpark Egge. So hätten die Erfahrungen der bestehenden 16 Nationalparke in Deutschland gezeigt, dass diese Großschutzgebiete vor allem dann ein Erfolg seien, wenn sie mit den Menschen der jeweiligen Region gemeinsam entwickelt würden. Nur durch die Menschen vor Ort könne die Schutzgebietskategorie Nationalpark mit Leben gefüllt werden.
Er freue sich darüber, dass die Menschen in den Kreisen Höxter und Paderborn nun die Chance hätten, durch Ihr Votum Naturschutzgeschichte zu schreiben. "Aber auch ich habe mit Bedauern festgestellt, dass teilweise Unwahrheiten in Umlauf gebracht werden. Daher möchte ich einige wichtige Punkte hier noch einmal darstellen", so der Minister.
Dürfen Menschen in den Nationalpark?
"Menschen sind in Nationalparken ausdrücklich erwünscht, das Naturerlebnis ist sogar eine gesetzliche Aufgabe der Nationalparke. Nationalparke sind rund um die Uhr kostenlos zugänglich."
Werden Wanderwege zurück gebaut?
"Ein Wegekonzept für einen Nationalpark Egge wird gemeinsamen mit der Region erarbeitet und bietet Chancen, das bestehende System von Wander-, Rad- und Reitwegen qualitativ auf ein neues Niveau zu heben und weiterzuentwickeln."
Werden Steuergelder verschwendet?
"Durch die Einrichtung eines zweiten Nationalparks werden keine Steuermittel von anderen Projekten abgezogen. Es gibt keinerlei Zusammenhang zwischen der Finanzierung von Nationalparken und der Finanzierung von Schulen, Kitas, Digitalisierung und sonstiger Infrastruktur. Für die Einrichtung eines zweiten Nationalparks wird Personal aus dem Landesbetrieb Wald und Holz genutzt, das bereits jetzt im Landesdienst steht."
Können Kommunen mitreden?
"In einem Nationalpark könnte die Region z. B. durch einen kommunalen Nationalparkausschuss direkt über wichtige Entscheidungen – wie beispielsweise das Wegekonzept – mitentscheiden. Auf diese Weise hätten die Menschen vor Ort mehr Einfluss auf die Weiterentwicklung der Egge als aktuell."
Ist die Wirtschaft gefährdet?"Alle bestehenden 16 Nationalparke in Deutschland bringen Fördermittel in ihre Region und stärken die regionale Wertschöpfung. Tourismus und die von ihm profitierenden Gewerbe sowie der Imagegewinn für eine Nationalparkregion sorgen für Umsatzsteigerungen und Steuermehreinnahmen in den Kommunen. Für Erzeugerinnen und Erzeuger regionaler Produkte ergeben sich neue Vermarktungsmöglichkeiten. Von Verbesserungen im ÖPNV profitieren die Menschen in ihrem Alltag ganz direkt."
Um welche Flächen geht es?"Von Seiten der Landesregierung werden nur Waldflächen in den Nationalparkprozess eingebracht, die bereits in Landesbesitz sind. Flächen Dritter können nur auf ausdrücklichen Wunsch der Eigentümerinnen und Eigentümer Teil des Nationalparks werden. Landwirtschaftliche Flächen sind nicht betroffen."
Wird es Pufferzonen geben?"Es gibt keinerlei Pufferzonen. Die Entwicklung von Siedlungen und Gewerbe würde durch einen Nationalpark Egge nicht mehr beeinflusst werden, als sie es jetzt durch die Existenz und die verschiedenen Schutzstati des Waldes werden. Aus einem Nationalpark ergeben sich keine Auflagen für die Landwirtschaft. Land- und Forstwirtschaft können bis an die Grenze des Nationalparks genauso wirtschaften wie bisher."
Wie steht es um den Brandschutz?"Von Nationalparken geht keine Brandgefahr aus. Mit der lokalen Feuerwehr werden Brandschutzkonzepte erarbeitet, die Gefahrenabwehr wirdgewährleistet. Die Feuerwehren haben im Brandfall selbstverständlich weiterhin Zugang zum Nationalpark. Die notwendigen vorbeugenden Maßnahmen, wie bspw. die Gewährleistung der Zugänglichkeit, werden identifiziert und umgesetzt."
Ist die Egge überhaupt geeignet?"Die Wälder der Egge stehen bereits jetzt größtenteils in der einen oder anderen Form unter Naturschutz. Die Vielzahl an Lebensräumen, die unterschiedlichen Waldtypen, Felsen, Höhlen, Moore, Quellen und Fließgewässer, die unter anderem aufgrund der außergewöhnlichen geologischen Verhältnisse entstehen konnten, sind von herausragender Bedeutung für den Naturschutz. Die Voraussetzungen für einen Nationalpark werden in der Egge in besonderer Weise erfüllt. Ein Nationalpark verfolgt im Gegensatz zu anderen Schutzgebieten das Ziel, die Natur wieder sich selbst zu überlassen. Der Naturschutz in der Egge würde durch diesen Ansatz besonders gestärkt und es ergäbe sich eine Chance, dieses Juwel an nachfolgende Generationen weiterzugeben."
Jeder bislang bestehende Nationalpark in Deutschland sei aus Sicht des Naturschutzes und aus Sicht der Wirtschaft und der gesamten Bevölkerung ein Gewinn für die Region, so Oliver Krischer. Dies sei durch umfangreiche wissenschaftliche Untersuchungen belegt.
Minister Oliver Krischer: "Aus diesem Grund haben wir uns als Landesregierung entschieden, dass wir einen zweiten Nationalpark in Nordrhein-Westfalen ausweisen wollen. Ich würde mich sehr freuen, wenn die Menschen in den Kreisen Höxter und Paderborn sich für einen Nationalpark in ihrer Region aussprächen."
Im Rahmen des Familienfestes für den geplanten Nationalpark Egge kürzlich ging NRW-Umweltminister Oliver Krischer auf teilweise verbreitete Unwahrheiten ein. "Wenn Leute Dinge in die Welt setzen, die ganz bewusst falsch sind, ist das eigentlich Ausdruck von Schwäche... Aber wenn man zum Beispiel erzählt, in der Egge dürfte nach der Einrichtung eines Nationalparks nicht mehr gewandet werden - ich hab das gelesen, dass das behauptet wird - dann ist das natürlich völliger Quatsch."