07. Oktober 2024
Mitgliederversammlung und Neuwahlen
Der Förderverein Nationalpark Senne-Eggegebirge e.V. stellt sich neu auf
Volles Haus beim Förderverein: Gut 40 Mitglieder trafen sich jüngst zur zweiten Mitgliederversammlung des Jahres in Augustdorf. Im Haus der Gemeinschaft für Naturschutz (GNS) diskutierten sie leidenschaftlich darüber, wie es nach den verlorenen Bürgerentscheiden nun weitergehen soll.
Hans Jürgen Wessels ging zunächst ausführlich auf die Entwicklungen und zahlreichen Aktivitäten zum geplanten Nationalpark Egge in den Jahren 2023/24 ein. So sei der Förderverein Teil eines breiten Unterstützer-Bündnisses gewesen, welches aus zahlreichen Naturschutzorganisationen, -vereinen und -verbänden sowie verschiedener Parteien bestand. „Trotz unserer Erfahrungen aus früheren, nicht erfolgreichen Nationalpark-Kampagnen in OWL und der dringenden Empfehlung des erfahrenen Kampagnenstrategen Volker Gaßner, der unser Bündnis ehrenamtlich unterstützte, das Bemühen der Naturschutzorganisationen um einen Nationalpark nicht mit Parteipolitik zu vermischen, war dies nicht konsequent einzuhalten“, so der Vereinsvorsitzende. Vor allem CDU und FDP hätten sich in den Kreistagen Paderborn und Höxter gegen einen Nationalpark gestellt. Deswegen seien erfolgreiche Bürgerbegehren in den Kreisen Höxter und Paderborn initiiert worden. „In den sich anschließenden Bürgerentscheiden konnten die Menschen per Briefwahl darüber abstimmen, ob sich ihre jeweiligen Kreistage beim Land um die Einrichtung eines Nationalparks in der Egge bewerben sollen“, so Wessels. Das negative Votum sei enttäuschend für alle Befürworter gewesen, gleichwohl sei in dieser Zeit Herausragendes geleistet worden, wofür er allen Beteiligten seinen Dank aussprach.
Für den Vorsitzenden des Wissenschaftlichen Beirates Prof. Dr. Fritz Trillmich sei das negative Ergebnis ebenfalls enttäuschend, zugleich mahnte er angesichts des aktuellen Berichts zum Rückgang der Artenvielfalt weiteres Engagement an. Er dankte besonders Dr. Günter Bockwinkel, dessen hervorragende Arbeiten zur Nationalparktauglichkeit der Egge auch künftig von großer Bedeutung seien. In dem Zusammenhang schlug er vor, über den Ankauf geeigneter Grundstücke zur Entwicklung von Wildnisgebieten im Kleinen nachzudenken.
Nach Meinung von Karsten Otte, Sprecher der Naturschutzverbände OWL, lagen die entscheidenden Gründe für das Scheitern des Nationalparks Egge in der Trennung der Ministerien für Umwelt (Grüne) und Landwirtschaft (CDU). „Der Landesverband Wald und Holz NRW, der nun zum Landwirtschaftsministerium gehört, hat eben keine verbindliche Zusage bekommen, dass bei Einrichtung eines Egge-Nationalparks Brennholz aus anderen Regionen bezogen wird.“ Das Verfahren sei von Anfang an dilettantisch gewesen. „Man wollte sich an Rheinland-Pfalz orientieren und hat damit die Entscheidung bewusst und sehenden Auges aus der Hand gegeben. Man hat in NRW die Entscheidung über einen Nationalpark einfach an die Kreistage delegiert.“
Erdmute von Voithenberg verwies darauf, dass schon zwei Kampagnen gescheitert seien, immer aus parteipolitischen Gründen. „Man darf als Landesregierung die Entscheidung über die Einrichtung eines Nationalparks nicht „nach unten“ abgeben, es handelt sich schließlich um ein Landesprojekt. Ein Ministerpräsident muss ein solches Projekt vorantreiben. Keinesfalls darf die Diskussion über einen Nationalpark in Wahlzeiten geführt werden“, so die frühere Vorsitzende.
Adalbert Niemeyer-Lüllwitz rief dazu auf nach vorn zu schauen. „Bei so viel Gegenwind haben wir dennoch ein tolles Ergebnis erzielt. Bei dieser Politik hatten wir einfach keine Chance. Wir haben eine gute Öffentlichkeitsarbeit gemacht und es gibt jetzt wertvolles Material, das wir für die Zukunft sichern müssen.“
Dr. Tom Steinlein ging anschließend der Frage nach, welches die richtige organisatorische Antwort des Fördervereins auf die Herausforderungen unserer Zeit sein könnte. Es bat dazu die Mitglieder, auf den ausliegenden Kärtchen ihre Gedanken, Wünsche und Forderungen zu notieren. „Die Auswertung hat ergeben, dass wir die Nationalparkidee nicht aufgeben, aber alternative Schritte wagen sollten, so der Co-Vorsitzende. „Viele Mitglieder sehen Wildnisgebiete als Grundlage für die weitere nationalparkkonforme Entwicklung im Sinne der Biodiversität und auch die Senne soll wieder verstärkt in den Blick genommen werden.“ Der Vorstand werde sich nun damit auseinandersetzen und Handlungsoptionen ableiten.
In ihrem Kassenbericht verwies Martina Tiltmann auf die relativ gute finanzielle Ausgangslage des Fördervereins zu Beginn der Nationalpark-Kampagne. „Neben den Beiträgen der Mitglieder konnten wir erfreulicherweise erhebliche Spendengelder und Fördermittel einwerben, so dass wir beispielsweise die neue Website erstellen, eine professionelle Bürgerumfrage beauftragen oder ein Pixi-Buch für Kinder auflegen konnten.“ Kassenprüferin Ulrike Berger bescheinigte der Schatzmeisterin eine einwandfreie Buchführung, die vollständig und gut nachvollziehbar sei. Die Versammlung dankte neben der Schatzmeisterin dem gesamten Vorstand für die engagierte Arbeit und erteilte für die Jahre 2022 und 2023 Entlastung.
Bei den anschließenden Vorstandswahlen wurden Hans Jürgen Wessels und Dr. Tom Steinlein zu Vorsitzenden, Johannes Wiemann-Wendt und Marion Wessels mit den Aufgaben einer Pressesprecherin (Medienarbeit & Marketing) zu stellvertretenden Vorsitzenden, Imke Stock als Geschäftsführerin, Dirk Tornede als Schatzmeister sowie Helga Lange, Adalbert Niemyer-Lüllwitz, Dr. Manfred Dümmer, Prof. Dr. Fritz Trillmich, Hans-Peter von der Ahe und Claudia Viotto als Beisitzer gewählt. Neue Kassenprüfer sind Günter Garbrecht und Godehard Frantzen.
Abschließend bedankte sich Dr. Tom Steinlein bei den ausgeschiedenen Vorstandsmitgliedern Martina Tiltmann, Dieter Schluckebier, Marcus Foerster, Dave Lubek, Andrea Mc Gregor, Ulrike Koch, Erdmute von Voithenberg und Ulrike Berger für ihr langjähriges Engagement im Förderverein und überreichte zum Dank je ein Blumengesteck.