Zum Inhalt (Access key c)Zur Hauptnavigation (Access key h)Zur Unternavigation (Access key u)

Privatsphäre-Einstellung

Wir verwenden auf dieser Website Cookies, die für den Betrieb der Website notwendig sind und deshalb auch nicht abgewählt werden können. Wenn Sie wissen möchten, welche Cookies das sind, finden Sie diese einzeln im Datenschutz aufgelistet. Unsere Webseite nutzt weiterhin externe Komponenten (YouTube-Videos, Google Analytics), die ebenfalls Cookies setzen. Durch das Laden externer Komponenten können Daten über Ihr Verhalten von Dritten gesammelt werden, weshalb wir Ihre Zustimmung benötigen. Ohne Ihre Erlaubnis kann es zu Einschränkungen bei Inhalt und Bedienung kommen. Detaillierte Informationen finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

16. Juli 2024

Mehr Naturschutz in OWL? Unbedingt!

Vieles im Nationalpark Egge will in Bildern und Filmen festgehalten werden.

Tom Steinlein und Hans Jürgen Wessels schauen zurück auf die Kampagne zum Nationalpark Egge. Die Fördervereinsvorsitzenden analysieren das Ergebnis der Bürgerentscheide und wagen einen Ausblick.

Die einmalige Chance, den zweiten nordrhein-westfälischen Nationalpark hier in der Egge in Ostwestfalen-Lippe einzurichten, bleibt leider ungenutzt. Eine Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger in den Kreisen Höxter und Paderborn hat sich dagegen entschieden. Unsere Enttäuschung und das Bedauern darüber sind groß. Der Förderverein Nationalpark Senne-Eggegebirge e.V. hatte sich für dieses Projekt in den Bündnissen

  • Bündnis für das Bürgerbegehren: „Ja! zu unserem Nationalpark Egge!“ und
  • in der Kampagne zum Bürgerentscheid „WILDSCHÖN– Ja! zum Nationalpark Egge
über Monate 24/7 engagiert, weil wir der festen Überzeugung sind, dass ein Nationalpark Egge ein großer Gewinn für den Artenschutz und zugleich ein Gewinn für die Region OWL wäre. Im Strudel der allgemeinen politischen Stimmungslage zur Europawahl und dann auch noch – von uns nicht beeinflussbar - in paralleler Abstimmung (Briefwahlen zur Europawahl und Abstimmungen zum Bürgerbegehren), kombiniert mit angstmachenden irrationalen Parolen der Nationalparkgegner („Rettet unsere Wanderwege“ und „Nehmt uns nicht unsere letzten Freiheiten“ u. a.) hat es am Ende nicht gereicht.

Ein Koalitionspartner auf Abwegen

Bedauerlicherweise hatte sich die CDU in den betroffenen Kreisen in das Lager der Nationalparkgegner begeben und auch entsprechend plakatiert - und dass, obwohl die Partei auf Landesebene in Koalition mit den Grünen einen Nationalpark, wie im Koalitionsvertrag von beiden Parteien beschlossen, befürwortet. So konnten wir nicht verhindern, dass die Abstimmung über den Nationalpark auch zur Parteidoktrin zugespitzt wurde. Schon die Ergebnisse zur Europawahl ließen vor diesem Hintergrund für unser Nationalparkprojekt böse Vorahnungen aufkommen. Und die wurden leider bestätigt. Im rein ländlich geprägten Kreis Höxter erhielten bei der Europawahl die erklärten „Nationalparkgegner-Parteien“ CDU, FDP und AfD insgesamt 63,44 % der abgegebenen Stimmen bei 14,61 % für die „Sonstigen-Parteien“. Entsprechend fiel das Ergebnis für den Bürgerentscheid über oder gegen den Nationalpark aus: 66,3 % Nein-Stimmen! Erschreckend!

Etwas anders sah es im alles entscheidenden Kreis Paderborn mit fast 8.000 ha der vorgeschlagenen Fläche aus. Zwar fiel das Ergebnis im ländlichen Raum dieses Kreises im Großen und Ganzen ähnlich aus wie im Kreis Höxter, die "kleine Großstadt" Paderborn, in der sich die Menschen nicht unmittelbar betroffen fühlten und damit auch nicht so leicht mit angstmachenden Parolen der Gegner zu beeindrucken waren, stimmte dagegen anders ab. Hier erhielten wir sogar die Mehrheit der abgegebenen Stimmen für unsere Nationalpark-Idee. Problem: Die geringere Betroffenheit führte zugleich auch zu einer geringeren Wahlbeteiligung. Und so konnte die Stadt Paderborn das Umlandergebnis nicht wett machen und das Gesamtergebnis fiel mit 44,9 % Ja- und 55,1 % Nein-Stimmen gegen die Nationalparkbewerbung aus.
Das alles ist sehr bedauerlich!

Ein Netzwerk für mehr Naturschutz

Zahlreiche Freunde und Förderer haben mit uns an den Erfolg des Projektes geglaubt und uns großzügig unterstützt. Daneben hat sich ein breites Bündnis aus 22 Organisationen und vielen ungebundenen Privatpersonen zusammengetan und sich für mehr Natur- und den damit verbundenen Artenschutz in unzähligen Stunden ehrenamtlich engagiert. Es gab viel Aufmerksamkeit und viel Unterstützung, nicht nur aus der Region Ostwestfalen-Lippe. Die längerfristigen Auswirkungen dieser starken Welle werden wir noch beobachten können. Schon heute ist eines sicher: Es besteht die große Chance, dass diese nicht einfach im Sande verlaufen, sondern – wenn auch nicht im Gewand eines Nationalparks – noch fruchtbare Wirkung für den Artenschutz entfalten. Ganz nebenbei hat es die Verbundenheit der Naturschutzakteure in der Region gewaltig gefördert. Ein starkes Netzwerk, dass in Zukunft noch an anderen Stellen nützlich werden dürfte.

Aufgeben ist kleine Option

Und doch macht es keinen Sinn, um das eigentliche Ergebnis herumzureden. Wir haben unser Ziel, einen Nationalpark Egge einzurichten, nicht erreicht und der Weg dorthin ist wieder in weite Ferne gerückt. Und auch ein Nationalpark Senne ist während des Ukraine-Krieges und mindestens noch ein zwei Jahre danach ebenfalls keine realistische Option. Auf den ersten Blick rüttelt das gewaltig an den Grundfesten unseres Vereins. Allerdings nur auf den ersten Blick. Bei genauerer Betrachtung ist unsere Arbeit nicht einen Deut unwichtiger geworden. Der „Nationalpark“ ist „nur“ eine Marke! Hinter dieser „Marke“ verbergen sich große Gebiete, in denen die Natur Natur sein darf und ein Stück Ursprünglichkeit bewahren bzw. wiedergewinnen kann. Gebiete, die wir Menschen zugleich betreten dürfen, um Natur zu erfahren und im wahrsten Sinne des Wortes so wie im übertragenen Wortsinn begreifen zu können. Gebiete, die der naturkundlichen Bildung und der wissenschaftlichen Umweltbeobachtung dienen. Das verbirgt sich gemäß § 24 Bundesnaturschutzgesetz hinter der „Marke“ Nationalpark.

All das sind Ziele, die wir als Verein weiterverfolgen können, auch ohne kurz oder mittelfristig die Chance auf die Dachmarke Nationalpark zu haben. Der bedrohliche Artenverlust weltweit, die zu über 40 % bedrohten Arten in NRW (LANUV-aktuelle Rote Liste) und die Bedeutung dieser dramatischen Entwicklung für zukünftige Generationen, machen die Arbeit unseres Fördervereins leider von Tag zu Tag wichtiger. Dabei sollten wir uns nicht zu sehr an die Dachmarke und den Begriff Nationalpark klammern - ohne diesen perspektivisch aus den Augen zu verlieren -, sondern auch andere großflächige Prozessschutzprojekte förderlich anstoßen und begleiten. Und wer weiß, vielleicht bewegen wir uns so – zunächst unausgesprochen - in der Senne, in der Egge oder andernorts in OWL – recht stringent in Richtung Nationalpark. Dem Artenerhalt wird es in jedem Fall zugutekommen.

Mitarbeit ausdrücklich erwünscht

Unser Förderverein hat im letzten Jahr mehr als 50 neue Mitglieder hinzugewonnen. Das ist eine ausgesprochen starke Entwicklung, die auch in unserem engeren und erweiterten Vorstand sowie im Wissenschaftlichen Beirat Niederschlag finden könnte und sollte. Wer Interesse an einer Mitarbeit im Vereinsvorstand hat, kann sich hier melden (Anm.: Viele Besprechungen machen wir online). Wir werden nicht in Resignation verfallen, sondern aus der gemachten Erfahrung lernen und uns zeitgemäß aufstellen. Macht alle mit.

Dr. Thomas Steinlein & Hans Jürgen Wessels