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20. Januar 2025

Beenden Sie diese Windkraftvorhaben

Appell des Fördervereins zur aktuellen Windkraftplanung des Landesverbandes Lippe in den Bereichen Bauerkamp, Externsteine und Leopoldstal

Windkraftanlagen in der Egge

An den Landesverband Lippe
Herrn Verbandsvorsteher Jörg Düning-Gast und an die Mitglieder*innen der Verbandsversammlung

Windkraftvorhaben in den Bereichen Bauerkamp, Externsteine und Leopoldstal

Sehr geehrter Herr Düning-Gast,
sehr geehrte Damen und Herren der Verbandsversammlung,

für den Förderverein Nationalpark Senne-Eggegebirge e.V. (FV NP) steht außer Frage, dass die Reduktion der CO2-Emissionen eine dringende Menschheitsaufgabe ist. Die Bundesrepublik Deutschland will an deren Lösung mitwirken und plant u. a. einen Umbau der Energieversorgung, um bis zum Jahr 2045 Treibhausgasneutralität zu erreichen. Dazu sollen 2 % der Bundesfläche für Windenergie an Land ausgewiesen werden. Auf NRW entfällt dabei ein Flächenanteil von 1,8 % der Landesfläche bis zum 31. Dezember 2032. Die Landesplanung sieht vor, dass OWL 13.888 ha Fläche dazu beisteuern soll. Das geschieht durch die Regionalplanung, speziell durch die 1. Änderung (Teilplan Wind) des seit April 2024 gültigen ersten bezirksweiten Regionalplans.

Man kann heute – nach der letzten Offenlegung – als gesichert annehmen, dass der Teilplan Wind noch im ersten Halbjahr 2025 in Kraft treten wird und das er Flächen von mindestens 13.888 ha ausweisen wird. Damit wird der notwendige Beitrag aus OWL zu den Windenergie-Ausbauzielen der Bundesregierung frühzeitig gesichert werden. Hinzu kommen noch zahlreiche kleinere, auf der Ebene der Regionalplanung nicht berücksichtigte, Windkraftentwicklungen sowie nicht unerhebliche ergänzende Positivplanungen durch verschiedene Kommunen. 

Wir werden die auf uns in OWL entfallenden Ausbauziele für die Windkraft folglich deutlich übererfüllen und das auch noch frühzeitig, auch ohne die Bauvorhaben des Landesverbandes.

Nun ist die Klimaerwärmung nicht die einzige Herausforderung, vor der die Menschheit steht. Eine weitere große Bedrohung ist der dramatische Artenverlust auf unserer Erde. UN-Generalsekretär António Guterres spricht von einer „Orgie der Zerstörung“ und das gilt nicht nur oder in erster Linie für andere Länder! Auch in NRW sind laut Landesumweltamt aktuell 44,4 % aller untersuchten Tier-, Pilz- und Pflanzenarten bedroht.

Unser nationaler Sachverständigenrat für Umweltfragen (SRU) hat bereits im Oktober 2021 in einem Impulspapier gemahnt: „Die Biodiversitätskrise ist ebenso bedrohlich wie die Klimakrise und sollte von der Politik mit der gleichen Dringlichkeit behandelt werden. … Intakte Ökosysteme sollten großflächig erhalten und beeinträchtigte renaturiert werden.“

Die Senne, der Teutoburger Wald und die Egge, das sind jeweils solche großflächigen Ökosysteme. Und ganz besonders wertvoll ist natürlich deren Verknüpfung. Und Ihr Vorhaben für den Windkraftausbau liegt ausgerechnet in diesem Verknüpfungsbereich. Es handelt sich um ein Gebiet, das dringend sogar vor Windenergieanlagen geschützt werden muss!

Das sieht im Übrigen auch der Regionalplan so, ein Plan, der über 10 Jahre mit ungezählt vielen Beteiligten – u. a. allen Kommunen in OWL – mit viel Aufwand erarbeitet und am Ende vom Regionalrat beschlossen wurde. Dieses wertvolle „Leitbild für OWL“ würde der Landesverband Lippe mit einer Realisierung der geplanten Vorhaben konterkarieren! Und sie hatten sich ja auch als Landesverband konstruktiv an dem Planungsprozess beteiligt.

Herausgekommen war,

  • dass diese Gebiete „Bereiche zum Schutz der Natur“ sein sollen,
  • dass die Inanspruchnahme von Waldbereichen für den Ausbau der Windenergie nur im Rahmen der kommunalen Bauleitplanung zulässig sein soll und
  • dass gerade der in Rede stehende Bereich für eine zukünftige großräumige Verknüpfung von Teuto, Senne und Egge und damit für „einen großräumigen Landschaftsraum mit herausragender Bedeutung für den Naturschutz und die Landschaftspflege“ vorgehalten werden soll.
Und dieses Resultat hat sehr gute Gründe! OWL hat im Vergleich zum Land oder Bund einen unterdurchschnittlichen Flächenanteil Wald. Auf der anderen Seite haben wir zugleich oder deshalb genügend Freiraum ohne Wald für den selbstverständlich notwendigen und schon deshalb gewollten Windenergieausbau.

Was die von Ihnen im Bereich Externsteine, Leopoldstal und Bauerkamp ins Auge gefassten Vorhaben angeht, so planen Sie allerdings auch noch in einem besonders sensiblen Bereich von mindestens nationaler Bedeutung.

Wie schon dargelegt, handelt es sich um eine Kulisse, in der die drei großen Naturräume Egge, Senne und Teuto zusammentreffen. So ist es kein Wunder, dass die nördliche Egge zusammen mit dem südlichen Teutoburger Wald auf dem Lande und in der Luft zu einem der bedeutenden Wanderkorridore für wildlebende Tierarten geworden ist. Das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) beschreibt in Fachbeiträgen die „herausragende Bedeutung“ der angefragten Flächen für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten im Biotopverbundsystem, u. a. Rotmilan, Schwarzstorch, Schwarzspecht, Wildkatze und Rotwild, aber auch Wanderfalken, Habichte und Bussarde, darunter zahlreich Wespenbussarde (Bis zu 42 wurden in einem Zug gesichtet!).

Die Planungsregion hat aber noch weitere Besonderheiten. So handelt es sich auch um eine der „verworfensten Regionen“ Norddeutschlands. Wir erleben hier also eine außergewöhnliche geologische Vielfalt und das verbunden mit einer bewegten Landschaft und gleich zwei Klimazonen. Im Ergebnis führt das zu einer ganz außergewöhnlichen Vielzahl unterschiedlicher Lebensverhältnisse und damit zu Lebensräumen für verschiedenartigste Tier- und Pflanzenarten. Das Plangebiet gehört daher zu einem der 30 vom Bundesamt für Naturschutz in Deutschland anerkannten Hotspots der Biodiversität! Der einzige Hotspot in OWL und der Einzige, der NRW nicht nur am Rande berührt. Die geplanten Windenergievorhaben würden diesem ausgesprochen wertvollen Lebensraum mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit schweren Schaden zufügen.

Denken Sie bitte an die dringende Mahnung des SRU: „Die Biodiversitätskrise ist ebenso bedrohlich wie die Klimakrise und sollte von der Politik mit der gleichen Dringlichkeit behandelt werden. … Intakte Ökosysteme sollten großflächig erhalten und beeinträchtigte renaturiert werden.

Ich will nicht glauben, dass der Landesverband Lippe, eine bedeutende öffentliche Körperschaft, diesen Schaden an der Natur im Interesse des eigenen Profits und ohne klimapolitische Notwendigkeit billigend in Kauf nimmt.

Und ich mag auch nicht glauben, dass der Landesverband als öffentliche Körperschaft Pläne verfolgt, die die wichtigste gemeinsame Planung für ganz OWL, an der er sogar selbst mitgewirkt hat, einfach nur noch lächerlich erscheinen und zur Farce verkommen lässt.

Sehr geehrte Damen und Herren,

nutzen Sie die anstehende Verbandsversammlung und beenden Sie Ihre Windkraftvorhaben in den Bereichen Bauerkamp, Leopoldstal und Externsteine.

In Erwartung Ihres Einlenkens verbleibe ich mit freundlichen Grüßen

Hans Jürgen Wessels
Vorsitzender Förderverein Nationalpark Senne-Eggegebirge e.V.