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13. November 2023

Egge – Lebensraum mit bemerkenswerter Flora und Fauna

Schatz vor der eigenen Haustür durch Nationalpark Egge bewahren

Bis zum Jahr 2005 waren schon weit über 200 Arten der Roten Liste NRW im Eggegebirge nachgewiesen worden, ein landesweit herausragendes Ergebnis. Und noch immer gelingen spektakuläre Entdeckungen von äußerst seltenen Arten.

Durch das Mosaik aus unterschiedlichen Waldtypen, Felsen, Höhlen, Mooren, Quellen und Bächen, die eine außergewöhnlich große Anzahl von seltenen und geschützten Arten beherbergen, weist der zukünftige Nationalpark Egge Lebensräume von ganz besonderer Eigenart und Schönheit auf, sagt Biologieprofessor Roland Sossinka.

Prof. Dr. Roland Sossinka

Prof. Dr. Roland Sossinka von der Universität Bielefeld stellt einige ausgewählte Arten vor. „Das Westfälische Galmeiveilchen beispielsweise kommt weltweit nur in den Bleikuhlen von Blankenrode vor“, so der Biologe. Diese Art habe sich in besonderer Weise an die Schwermetallgehalte in den Böden der früheren Erzgruben angepasst. Und das Gewöhnliche Fettkraut sei auf sumpfige und nährstoffarme Standorte angewiesen. Mit Drüsenhaaren auf ihren Blättern könne die Pflanze kleine Insekten fangen und verdauen, um zusätzliche Nähstoffe zu erschließen. „Neben dem Vorkommen in der Egge gibt es in Nordrhein-Westfalen nur noch einen weiteren natürlichen Wuchsort des Gewöhnlichen Fettkrauts.“ Der seltene Rundblättrige Sonnentau komme in den Mooren der Egge vor, so Roland Sossinka. Ähnlich wie das Fettkraut könne er mit Drüsenhaaren kleine Insekten fangen.

Geburtshelferkröten benötigten besonnte Hänge mit Felsspalten und Kleingewässern in unmittelbarer Nähe. Dieser Art böten Felsen und Quelloberläufe der Egge ideale Lebensräume, erläutert Prof. Sossinka. In den Quellen und Quelloberläufen der Egge bildeten auch Feuersalamander gute Bestände aus. Während sich die Larven in den Bächen entwickelten, fänden erwachsene Tiere in den feuchten Wäldern beste Nahrungsbedingungen. Vom Wasserreichtum des Eggegebirges und den guten Fisch- und Amphibienbeständen der Gewässer profitiere zudem der Schwarzstorch. Er finde in großen alten Buchenkronen in ungestörten Wäldern geeignete Nistplätze.

Schwarzspechte seien für die Wälder der Egge eine regelrechte Schlüsselart. „Die großen Höhlen, die sie besonders gern in alten Buchen bauen, werden in den Folgejahren von einer Vielzahl anderer Vogelarten genutzt“, weiß Roland Sossinka. So nutze der Sperlingskauz alte Spechthöhlen zur Brut. Die Art habe einige Reviere im Bereich der Wälder des Blockschuttkorridors am Eggeosthang ausgebildet. Mittelspechte hingegen seien mit ihren relativ kurzen und schwachen Schnäbeln auf morsches und vermoderndes Holz angewiesen, in dem sie nach Insektenlarven stochern können. Diese kämen besonders in den Wildnisentwicklungsgebieten der Egge vor.

Die große Zahl von Höhlen, Spalten und alten Steinbrüchen habe eine wichtige Bedeutung für zahlreiche Fledermausarten als Winterquartier und zum Schwärmen. So bilde das Große Mausohr beispielsweise in der Hohlsteinhöhle mit über 1.000 Tieren die größte nordrhein-westfälische Überwinterungsgemeinschaft.

Ein Anzeiger ursprünglicher Wälder mit Totholz und Baumpilzen sei der Rotrandige Flachkäfer. „Im Jahr 2018 wurde die Art erstmals in NRW im Wisentgehege in Hardehausen nachgewiesen“, berichtet der Biologe. In vielen anderen Bundesländern sei die Art ausgestorben oder gelte als verschollen. Der Grüne Rindenflechtenspanner besiedele warme und feuchte Wälder mit reichen Vorkommen von Baumflechten. In den Flechten entwickelten sich die Larven dieser Art. „Der Schmetterling ist vom Aussterben bedroht. In Nordrhein-Westfalen wurde die Art nach 1980 nur einmal in der Egge und zweimal in der Senne nachgewiesen“, so Prof. Sossinka.

Das ebenfalls vom Aussterben bedrohte Haselhuhn benötige unterholzreiche Wälder mit Sonnenplätzen und offenen Sandbereichen. Als Nahrung bevorzuge es Kätzchen von Hasel, Erle und Birke. „Die Lebensräume des Haselhuhns in der Egge dürften sich nach dem großflächigen Absterben der Fichten deutlich verbessert haben“, prophezeit Roland Sossinka. 

Einzigartig sei der Sokolowski-Fledermaushöhlenkäfer. „Eine Population dieses extrem seltenen und spezialisierten Käfers überlebt in den Höhlen der überwinternden Fledermäuse“, ist Sossinka fasziniert. 

Sein Appell: „Wir haben die Pflicht, diesen Hotspot der Artenvielfalt als Großschutzgebiet von nationaler Bedeutung auszuweisen und damit nachhaltig seinen Fortbestand zu sichern. Neben dem lebenswichtigen Beitrag zum Artenschutz ist die Schönheit der Bergwälder in der Egge und ihr Erholungswert für Spaziergänger von großem Wert für Menschen aus nah und fern. Auch deshalb muss der Nationalpark Egge jetzt kommen!