10. Oktober 2023
Spannende Förster-Exkursion in die Egge
Naturschützer und Förster unterwegs in den Revieren des Regionalforstamtes Hochstift
Gut zwanzig Teilnehmende verschiedener Umwelt- und Naturschutzgruppen haben sich jüngst über das Waldmanagement in den landeseigenen Wäldern der Egge informiert. Roland Schockemöhle, Leiter des Regionalforstamtes Hochstift, stellte mehrere Waldbilder im Betrachtungsgebiet für einen Nationalpark Egge vor.

Das Regionalforstamt Hochstift ist eines von 16 Forstämtern des Landesbetriebs Wald und Holz NRW. Forstfachlich zuständig für die Kreise Paderborn und Höxter, wird es auch als Buchenforstamt bezeichnet, wachsen doch hier in der Egge die meisten Buchen in Nordrhein-Westfalen. Unterschiedliche Waldbilder, vorgestellt von den jeweiligen Revierleitern, lernten Teilnehmende verschiedener Umwelt- und Naturschutzgruppen jetzt bei einer gemeinsamen Exkursion kennen.
Die Naturfreunde, die die Idee eines Nationalparks in der Egge eint, trafen auf sympathisch-kompetente Försterinnen und Förster, die ihre wertvolle ökologische Arbeit in den Eggewäldern erläuterten. „Wir freuen uns über das Interesse an unserer Arbeit und gern begleiten wir den aktuellen Nationalpark-Dialog hier in der Region konstruktiv“, sagte Roland Schockemöhle gleich zu Beginn der Tour im Revier Dalheim. Zusammen mit Revierleiter Marcel Flörke stellte er unter anderem die Biotopholzstrategie Xylobius von Wald und Holz NRW. Biotopholz sei ein Charakteristikum naturnaher Wälder und spiele eine herausragende Rolle für die biologische Vielfalt. „Die liegt uns Förstern im Sinne einer nachhaltigen Forstwirtschaft am Herzen“, so Roland Schockemöhle. Biotopbäume sind Bestandteil der natürlichen Walddynamik und zeichnen sich durch hohe Biodiversität aus. Sie sind meist alt, von starker Dimension, weisen Totholzanteile und natürliche Höhlen auf. Typisch für Biotopbäume sind Rinden-, Stamm- und Kronenschäden. Gerade das macht sie ökologisch besonders wertvoll. Biotopholz ist für Tausende unterschiedlichster Tierarten, Pflanzen, Pilze, Moose und Flechten Lebensstätte, Zufluchtsort und Nahrungsplatz. „Ich wähle die Biotopbäume aus, markiere sie vor Ort und erfasse sie digital“, erklärt Förster Flörke seine Arbeit, die dem Schutz und der Erhöhung biologischer Vielfalt durch konsequenten Nutzungsverzicht, sogenannten Prozessschutz dient.
Was passiert, wenn der Mensch nicht eingreift, zeigte Försterin Marina Jürgens im Revier Neuenheerse, wo die Gruppe die Naturwaldzelle Hellberg besuchte. Naturwaldzellen sind Wälder, in denen keine Holznutzung stattfindet, ein hoher Anteil an Alt- und Totholz und damit eine außergewöhnliche Artenvielfalt zu finden ist. Die 58 Hektar große Naturwaldzelle mit ihrem über 190 Jahre alten Rotbuchenbestand wurde 1979 ausgewiesen. „Seit Jahrzehnten bleibt der Wald hier sich selbst überlassen“, erklärt Försterin Jürgens. „Wir beobachten, dokumentieren und lernen. In Naturwaldzellen lassen sich auch die Auswirkungen des Klimawandels auf die Wälder ablesen“, verweist Försterin Jürgens auf eine Gruppe Buchen auf relativ trockenem Standort, die durch ihre lichten Kronen auffallen, Ergebnis der letzten Dürrejahre. Dort, wo sonst ein dichtes Kronendach für Dunkelheit am Boden sorgt, fällt nun Licht ein. Eine Chance für Bäume, die es hell mögen. Letztendlich wird die Buche diese aber überwachsen, waren sich alle Förster einig.
Bereits seit den 1980er Jahren ist für die Buchenwälder der Egge eine ökologische Waldbewirtschaftung entwickelt worden. Seither hat dort der Naturschutz maßgeblichen Einfluss auf die forstwirtschaftlichen Zielsetzungen gehabt. Im Revier von Andreas Bathe konnten sich die Teilnehmenden ein Bild von der Umsetzung des Waldpflegeplans Naturerbe Buchenwälder OWL machen. Die Naturerbe Buchenwälder OWL repräsentieren in ihrer naturräumlichen Ausstattung in besonderer Weise die mitteleuropäischen Buchenwälder. Alle für ein Waldgebiet wichtigen Informationen über Pflanzen und Tiere sind in Waldpflegeplänen enthalten. Daraus lassen sich dann Empfehlungen für die künftige Pflege und Entwicklung ableiten. Im Waldnaturschutzgebiet Egge-Nord erfasst Förster Bathe sogenannte Habitatbäume, also alte stehende Bäume, lebend oder tot, mit Baumlöchern, Höhlen, Astgabeln oder auch Rindenritzen. „Diese besonderen Bäume zeichnen sich durch ihre einzigartigen Eigenschaften aus, die verschiedenen Arten Unterschlupf und Nahrung bieten“, so Förster Bathe. Bei der Holzernte werde dann sehr sorgsam auf diese Bäume geachtet. Im Rahmen von Holzerntemaßnahmen ist es allerdings unvermeidlich, Teile des Waldbodens mit Maschinen zu befahren. Um Beeinträchtigungen des Waldbodens zu minimieren, werden Rückegassen im Abstand von mehr als 50 Metern genutzt, beim Rücken von Stämmen kommen Seilwinden zum Einsatz.
Nach der gut 6-stündigen Exkursion waren sich alle Teilnehmenden einig: Die Egge ist als Nationalpark bestens geeignet und bei den Försterinnen und Förstern vom Regionalforstamt Hochstift in besten Händen.


