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Zeit für Wildnis

© Walter Sprecher

Es ist Zeit für Naturschutz

Wir wollen und müssen - in unserem ureigensten Interesse - der Natur mehr Raum geben, um die anhaltende Artenkrise zu stoppen. Und das geht in einem Nationalpark am besten. Hier kann sich Natur nach ihren eigenen Regeln entwickeln und in besonderer Weise gerade den am meisten bedrohten Arten Raum geben. Schon seit über 30 Jahren engagieren sich in Ostwestfalen-Lippe Naturschützer für einen Nationalpark. In den 1990er Jahren hat sich dazu unser „Förderverein Nationalpark Senne-Eggegebirge e.V.“ gegründet.

Die Landesregierung will nun einen zweiten Nationalpark in Nordrhein-Westfalen einrichten. Zusammen mit weiteren Unterstützern setzt sich unser Förderverein aktiv dafür ein, dass dieser zweite nordrhein-westfälische Nationalpark auf den landeseigenen Flächen des Eggegebirges realisiert wird.

Luftbildaufnahme vom Eggekamm (Foto: Frank Grawe)

Naturerbe schützen

Wälder, Moore, Heiden, Felsen, Höhlen, Quellen und Bäche bieten vielen Tier- und Pflanzenarten Lebensraum. In einem Nationalpark!

Egge-Buchenwald in der Nähe des Forsthauses Bad Lippspringe - Dave Lubek

Natur erleben

Wandern in wilden Wäldern, einmaligen Felslandschaften, ungewöhnlichen Bachtälern und über weite Höhen. In einem Nationalpark!

Wandergruppe auf dem Eggeweg - Rainer Elgert

Wildnis wagen

Neue Vielfalt ersetzt Monokulturen. Ein Beitrag zum Artenreichtum und auch zum Klimaschutz. In einem Nationalpark!

Alt und jung - Marion Wessels

Warum wir einen Nationalpark brauchen - Filme von Dipl. Biologe Dr. Günter Bockwinkel

Die Natur kann endlich wieder Natur sein und wir dürfen:
Die Natur kann endlich wieder Natur sein und wir dürfen:
  • auf attraktiven Wegen wandern, auch in den Kernzonen ist das möglich
  • Radfahren & E-Biken
  • Joggen, Walken & Reiten
  • Hunde ausführen
  • wildschöne Natur erleben
  • und noch vieles mehr...
Was es nicht geben wird:
Was es nicht geben wird:
  • industrielle Holzernte
  • Pufferzonen mit Beschränkungen für die Landwirtschaft außerhalb des Nationalparks
  • Windräder & Solarfelder im Nationalpark

Unser Flyer für dich zum Download

Der Nationalpark Egge soll ausschließlich auf Flächen des Landes Nordrhein-Westfalen begründet werden. Die Staatswaldflächen, die dafür geeignet sind, haben eine Gesamtgröße von ca. 12.400 ha.

Der Suchraum gliedert sich in drei Teilflächen: Egge-Süd, Egge-Nord und den östlich vorgelagerten Bereich Gradberg. Zwischen diesen Teilflächen gibt es verbindende Wälder, die aber nicht im Landeseigentum sind. Der Suchraum für den Nationalpark umfasst ausschließlich Flächen des Landes NRW.

Im Vergleich mit Flächengrößen der anderen bundesdeutschen Nationalparke liegt die Gesamtgröße des Suchraums für den Nationalpark Egge im oberen Mittelfeld. Die empfohlene Mindestgröße von 10.000 ha wird deutlich überschritten.

Der Suchraum für den Nationalpark Egge ist aufgrund der Eigentumsverhältnisse in die beiden Teilgebiete Egge-Nord und Egge-Süd aufgegliedert. Die Ausweisung von räumlich nicht zusammenhängenden Teilgebieten als Nationalpark ist aber praktikabel und möglich. Von den derzeit in Deutschland ausgewiesenen 12 Binnenland-Nationalparks weisen vier Nationalparke jeweils zwei getrennte Teilgebiete auf (Müritz, Eifel, Schwarzwald, Sächsische Schweiz). Der Nationalpark Kellerwald-Edersee gliedert sich in drei Teilflächen.
Aus ökologischer Sicht ist dabei wichtig, dass die beiden Teilgebiete des Eggegebirges miteinander durch zusammenhängende Waldflächen, ausgewiesene Naturschutzgebiete und einen durchgehenden Blockschuttkorridor verbunden sind. Die Trennung in 2 Teilgebiete ist ausschließlich durch die vorhandenen Eigentumsverhältnisse begründet.

Im Sinne des landesweiten Biotopverbundes besteht zwischen den beiden Teilgebieten eine ausgesprochen enge funktionale Verbindung, die von Seiten des LANUV NRW mit der besten möglichen Klasse „herausragende Bedeutung“ bewertet wurde.

Die Waldflächen des Suchraumes sind eingebettet in weitere Waldflächen, die Kommunen und/oder Privateigentümern gehören. Erhebliche Teile dieser umgebenden Waldflächen sind aufgrund ihrer Schutzwürdigkeit ebenfalls als Naturschutzgebiete ausgewiesen. 

Unabhängig von den jeweiligen Besitzverhältnissen besteht ein wichtiger und nachweisbarer Biotopverbund zwischen Sauerland, Eggegebirge und Teutoburger Wald. Dieser Biotopverbund ist durch Waldflächen auch zwischen den beiden Teilgebieten Egge-Nord und Egge-Süd ausgebildet.

An der Ostseite des Eggegebirges zieht sich, nach Norden bis in den Teutoburger Wald reichend, ein bandförmiger Korridor aus Blockschutt. Dieser Korridor ist zwischen 80 und 1.500 Meter breit. Unterbrochen von nur wenigen Lücken, zieht er sich über eine Gesamtlänge von ca. 48 km. Er weist eine Fläche von ca. 2.630 ha auf. 

Dieser Blockschuttkorridor ist wegen des schwierigen Geländes und des damit verbundenen hohen Arbeitsaufwands niemals vollständig intensiv forstlich bewirtschaftet worden. Heute stellt dieser Korridor eine landesweit außergewöhnliche Biotopverbundachse dar. Er ist in den steilsten Bereichen für Menschen nur schwer zugänglich und damit und ein ideales Rückzugsgebiet für streng geschützte Tierarten.

Suchraum Nationalpark Egge - Das Land hat der Region das Angebot gemacht, die landeseigenen Flächen in einen Nationalpark zu überführen.
Suchraum Nationalpark Egge - Das Land hat der Region das Angebot gemacht, die landeseigenen Flächen in einen Nationalpark zu überführen.

Im Rahmen der von der NZO-GmbH angefertigten Wildnispotenzialstudie NRW wurden große, funktional zusammenhängende, relativ unzerschnittene Waldflächen in NRW ermittelt, die im Rahmen der von der Bundesregierung vorgegebenen Strategie der biologischen Vielfalt als Wildnisgebiete in Betracht kommen. Dabei zeigt sich in Bezug auf die Egge ein eindeutiges Bild: Die Egge hat das Potential für ein Wildnisgebiet von besonderer Bedeutung.
Auf Wunsch des Fördervereins untersuchte Dr. Bockwinkel die Eggeregion darauf aufbauend auch im Hinblick auf eine zukünftige Nationalparkeignung und das mit einem besonderen Fokus auf die landeseigenen Flächen.

Der Naturraum Egge zeichnet sich nicht nur durch seine Größe, sondern auch durch vielfältige und schützenswerte Landschaftselemente aus: So wächst dort eine große Vielfalt an Moosen, Gräsern, Sträuchern und Baumarten, darunter auch großräumige Buchenwaldflächen (Naturerbe-Wald u. a.). Einzigartige Felsformationen, Felsklippen, viele Höhlen, Quellen, Bäche und Moore bieten der üppigen Flora und Fauna den geeigneten Lebensraum. Da kann es kaum überraschen, dass dieses Gebiet auch Heimat zahlreicher selten gewordener Tierarten ist. Darunter befindet sich auch eine Käferart, die weltweit bisher nur in Höhlen des Eggegebirges nachgewiesen werden konnte.

Sowohl von der Flächengröße (8.151 Hektar Egge Nord und 4.688 Hektar Egge Süd in öffentlicher Hand) als auch von der besonderen biologischen Wertigkeit der Egge her, drängt sich deren Ausweisung als Nationalpark geradezu auf. Das war im Wesentlichen auch schon 2005 das Resultat eines Gutachten des LANUV

In der Frage der besonders wertigen naturschutzfachlichen Eigenarten dieser Gebietskulisse konnte Dr. Bockwinkel inzwischen sogar deutlich mehr Potenzial belegen, als 2005 registriert wurde. Das liegt an zusätzlichen Feststellungen ebenso, wie an einer sehr guten forstwirtschaftlichen Arbeit in wichtigen Teilen der Gebietskulisse. Neben der so schon bestehenden Naturschutzwürdigkeit hat die Egge zusätzlich ein erhebliches Entwicklungspotenzial.

Im Internetportal Waldinfo.NRW kannst du die Kulisse des geplanten Nationalparks Egge genauer einsehen. Hinweis: Setze auf der linken Seite unter „Kataster und Verwaltung“ ein Häkchen bei „Landeseigener Forstbetrieb (Staatswald)“.

Naturschutz und Wirtschaftswachstum

Gemeinnützige Zwecke kollidieren häufig mit privatwirtschaftlichen Interessen, wobei diese durchaus legitim sein können. In der Regel ist auch die Einrichtung eines Nationalparks ein konfliktbehaftetes Vorhaben, das im Spannungsfeld unterschiedlicher Zielsetzungen steht.

Am naturschutzfachlichen Wert eines Nationalparks Egge und auch an seinem regionalwirtschaftlichen Nutzen kann es nach den Erfahrungen aller anderen deutschen Nationalparke keinen vernünftigen Zweifel geben. Und so müssen die gemeinnützigen Naturschutzbelange mit den ihnen entgegenstehenden berechtigten privatwirtschaftlichen Interessen in einen fairen und angemessenen Ausgleich gebracht werden. Es bedarf sachlicher Information und Aufklärung, um den Fragen der Bevölkerung zu entsprechen, allerdings auch, um mancher Fehlinformation entgegenzutreten, die von einigen Gegnern des Nationalparks in die Welt gesetzt wird. Die Ausweisung eines Nationalparks ist oft mit heftigen Abwehrattacken verbunden. Die anspruchsvollste Schutzkategorie schürt bei manchen Interessengruppen vor Ort diffuse Ängste: Der Mensch werde aus dem Wald ausgesperrt, Krankheiten oder Schädlinge breiteten sich aus und der wirtschaftliche Schaden für die Region sei vorprogrammiert. Das geht an der Realität vorbei. In keinem deutschen Nationalpark wird der Mensch ausgeschlossen. Es ist sogar ausdrücklich erwünscht, dass viele Menschen die Natur im Nationalpark erleben und ihren Wert schätzen lernen.

Es wäre gewiss fahrlässig, die Ausweisung eines Nationalparks allein nach dem ökonomischen Kosten-Nutzen-Verhältnis abzuwägen. Ein Nationalpark ist kein Luxus, sondern dient mit seiner biologischen Vielfalt den kommenden Generationen.

Gut zu wissen...

Das Land will jetzt einen zweiten Nationalpark schaffen – wo ist noch offen. Der Nationalpark Eifel zeigt, dass Natur und Menschen gleichzeitig etwas davon haben. Über 11.000 verschiedene Arten können mittlerweile im Nationalpark Eifel nachgewiesen werden – jede Vierte davon von der Roten Liste der gefährdeten Arten. Welch enorme touristische Bedeutung der Nationalpark für die Region hat, lässt sich an der Zahl von 1,38 Mio. Besuchern im aktuellen Untersuchungsjahr 2022/23 ablesen. Damit sorgen die Nationalparktourist*innen in der Region ohne Berücksichtigung der Fahrtkosten für einen Bruttoumsatz von knapp 76 Mio. Euro und haben den Umsatz gegenüber der Erhebung von 2014/15 damit tatsächlich mehr als verdoppelt. Auch das Gesamteinkommen mit 40 Mio. Euro liegt deutlich höher und entspricht jetzt einem
Vollzeitbeschäftigungsäquivalent von knapp 1.350 Vollzeitbeschäftigten. Das Schutzgebiet ist damit auch ein wesentlicher Wirtschaftsfaktor. 

Hier findest du weitere Informationen.